Rechtsextremistische und menschenverachtende Inhalte – keine Löschungen, keine Sperrungen bei Spotify

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Offener Brief an Spotify

Michael Krause  General Manager Europe, Spotify

Rechtsextremistische und menschenverachtende Inhalte – keine Löschungen, keine Sperrungen bei Spotify

Sehr geehrte Damen und Herren,

sehr geehrter Herr Krause,

mit unserer Kampagne „HetzJaeger“ haben wir im Januar 2022 viel mediale Aufmerksamkeit erlangt. Wir konnten beweisen, wie einfach es für rechtsextremistische Musik ist, auf Spotify präsent zu sein. Leider bieten Sie mit Spotify aber noch mehr: Neben Rechtsextremismus ist auch Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Homophobie und Menschenverachtung stark auf Ihrer Plattform vertreten. Natürlich ist Ihr breites Angebot für Sie die wichtigste Ressource, um Milliarden Umsatz zu generieren – das ist verständlich. Was wir nicht verstehen können: Warum Sie Ihre Verantwortung nicht ernst nehmen. Wer laut Presse über 200 Mio. Abonnent:innen betreut und sicher nochmal so viele kostenlose Nutzer:innen hat, hat mit seinem Angebot einen enormen Einfluss auf das Denken und die Gefühle dieser Menschen. So verantwortungslos, wie aktuell mit dem Content umgegangen wird, wird Spotify zum Werkzeug für politische Radikalisierung, Diskriminierung und psychische Gewalt.

Wir sind der Auffassung, dass Sie durchaus Verantwortung für die Inhalte auf Ihrer Plattform übernehmen müssen, sehen bisher aber – trotz Aufforderungen – nicht ansatzweise einen Schritt Ihrerseits. Als kleine Hilfestellung haben wir H.A.N.S. (www.h-a-n-s.com), den Hateful Audio Notification Service, geschaffen, der den User:innen eine direkte Möglichkeit gibt, verletzende Inhalte aus der Spotify-App zu melden. Weil Spotify selbst das bisher leider nicht möglich macht. Das ist aber nur eine Notlösung. Die Verantwortung, diese Botschaften nicht zuzulassen, liegt ganz klar bei Ihrem Unternehmen. Nicht bei User:innen, die sich die Mühe machen, kritische Inhalte zu melden.

Schaffen Sie eine direkte Möglichkeit, Inhalte zu melden, damit User:innen, die von Diskriminierung betroffen sind, sich wehren können. Kontrollieren Sie proaktiv, was Sie auf Ihre Plattform lassen. Löschen und verbannen Sie konsequent Künstler:innen und Inhalte, die verletzen, Hass oder Lügen verbreiten.

Sie haben auf diverse E-Mails von uns nicht reagiert. Ebenso haben Sie sich nicht gemeldet, als wir Sie zu unserer Pressekonferenz (8 Podiums-Gäst:innen, u. a. die Band „HetzJaeger“ und Smudo) zur Kampagne „HetzJaeger“ am 07. März 2022 eingeladen haben, die eine große Medienberichterstattung zur Folge hatte. Dem Reeperbahn Festival (eine wichtige Institution der internationalen Musikbranche) haben Sie eine Teilnahme an einem Panel mit uns und vielen weiteren Gäst:innen (u. a. Sebastian Krumbiegel und der Geschäftsführer von Deezer) zu diesen Themen abgesagt. Zudem sind über 90 % der von uns über H.A.N.S. gemeldeten menschenverachtenden Inhalte in den letzten drei Monaten nicht gelöscht worden. 

Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass Sie jegliche Kritik ignorieren, um sich so Ihrer Verantwortung nicht stellen zu müssen.

Die Grundidee von Spotify ist eine gute und auch wir nutzen dieses Angebot sehr gerne, solange Sie sich aber Ihrer inhaltlichen Verantwortung nicht stellen, werden wir immer wieder und immer lauter darauf aufmerksam machen!

Mit freundlichen Grüßen,

Jörn Menge

Gründer und Pressesprecher

„Laut gegen Nazis“

Auswahl an Medienberichterstattungen zu unserer Kampagne: 

NDR: https://www.ndr.de/ndrblue/sendungen/nachtclub/Hass-im-Netz-Another-Stream-is-possible,audio1250610.html

Bayerischer Rundfunk: https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/wie-chatbot-hans-hitler-playlists-auf-spotify-den-kampf-ansagt-100.html

ByteFM: https://www.byte.fm/blog/podcasts/ruhestoerung-143-antifacist-algorithm-127990/

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